Plattenkritik

Endless Pain - 12. Internationale Hamburger Tattoo Convention [DVD]

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Info

Release Date: 24.06.2011
Datum Review: 19.06.2011

Endless Pain - 12. Internationale Hamburger Tattoo Convention [DVD]

 

 

Es gibt sie im Fernsehen, diese Dokus über L.A., Miami und Wanne- Eickel Ink. Sendungen, Pseudodokus über den Alltag in Tattoostudios. Meistens geht es weniger um das Motiv, den Prozess und die Hintergründe, als vielmehr um die skurilen Privatlebensgestaltung der Protagonisten. Tätowieren an sich ist ja auch nicht wirklich so wahnsinnig spannend. Tinte, Nadel, Motiv, fertig ist das Gartenhaus. Umso schöner, dass es hin und wieder mal ein paar Veranstaltungen gibt, in welchen man sich live von den Geschehnissen um diesen Gegenstand überzeugen kann. Hamburg die Tattoohochburg Deutschlands, trägt seinen Teil dazu bei und erfreut sich seit nunmehr 17 Jahren an einer großen Sause rund um die wohl kunstvollste Form des Schmerzes. Natürlich gibt es dort immer die ein oder andere Anekdote zu erzählen und festzuhalten. So geschieht es auf dieser DVD. Diverse Größen aus der Szene kommen in kurzen Interviewsequenzen zu Wort, Eindücke vom Prozess des Stechens werden geliefert, Besucher der Messe können ihre Einstellung zu dem Ganzen kundtun. Musik ist auch dabei, darf eben auf keiner guten Fete fehlen. Auf jeden Fall bietet diese DVD einen dezidierteren Einblick in die oftmals sagenumwobene Welt der mehr oder weniger bunten Bilder unter der Haut. In über zwei Stunden Doku zuzüglich Bonusmaterial kommt einiges zusammen.

Leider sind die Schnitte und Übergänge teilweise etwas unglücklich gelungen, vieles wirkt abgehackt. Möchte man doch gerne noch das ein oder andere Motiv der Conteste betrachten, so wird bereits das nächste Bild eingeblendet. Interessante Interviews gehen im Trubel der Convention etwas verloren. Ob man so etwas in DVD- Form wirklich im Schrank stehen haben möchte ist die eine Frage. Für Menschen, welche sich schon länger und intensiver mit diesem Themenbereich beschäftigen, bietet sie auch nicht viel neue Information und mit Ausnahme der Interviews eher weniger Gehalt. Diese Doku könnte der Meinungsbildung dienen oder der Gewinnung neuer Argumente für die täglichen Auseinandersetzungen, in welchen man sich als tätowierter Mensch des öfteren befindet, auch wenn ein häufig benannter Umschwung in eine tolerantere Richtung in der Gesellschaft festzustellen ist.

Ein absolutes Schmankerl findet man dann doch im Bonusmaterial: Ein etwa 40 Minuten langes, absolut spannendes Interview mit der mittlerweile verstorbenen Tätowiergröße HERBERT HOFFMANN. Allerlei skuriles, bewegendes, ernstes, lustige und anregendes hat er zur Geschichte der Tattowierung in Deutschland zu berichten. Allerdings ist es auch hier schade, dass diese wunderbaren Geschichten ebenfalls im allgemeinen Rauschen der Convention erzählt werden und somit vieles unterzugehen droht.

Insgesamt eine nette Doku, die zur vollen Entfaltung ihrer Wirkung etwas mehr Ruhe auf allen Ebenen vertragen hätte.

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Jule

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wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de